Neben dem Nervensystem gibt es im Säugetierkörper und damit beim Menschen ein zweites Informationssystem: das Hormonsystem.
Es steht mit dem Nervensystem in direkter Verbindung, denn die Hauptzentrale und Hauptdrüse des Hormonsystems ist die Hypophyse, welche ein morphologischer Teil des Gehirns ist.
Während aber das Nervensystem in einer ganz spezifischen Weise über Nervenbahnen wirkt, die nur ganz speziellen Körperteilen und Körperfunktionen zugewiesen sind und vor allem über elektrische und elektrochemische Mechanismen abläuft, wirkt das Hormonsystem über chemische Moleküle und allgemein und spezifischen zugleich. Letzteres wird dadurch ermöglicht, daß Hormone als chemische Moleküle ans Blut abgegeben werden und mit dem Blut in den gesamten Körper und in alle Organe kommen. Das gleiche Molekül wirkte aber jetzt auf unterschiedliche Organe unterschiedlich ein, auf Grund der entsprechenden Rezeptormoleküle dieser Organe.
Hormone wirken daher auch nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit (Minuten, Stunden, Tage), während das Nervensystem in der Lage ist sofort Reaktionen hervor zu rufen. Der Überschuß an Hormonen wird fortlaufend in der Leber abgebaut oder durch die Nieren ausgeschieden. Man unterscheidet auf Grund ihres chemischen Baus folgende Hormone:
Hormone sind wirkspezifisch und nicht artspezifisch, das heißt Hormone können artübergreifend wirken, allerdings nur dann, wenn die Zielzellen bei der Fremden Art auch die entsprechenden Rezeptormoleküle besitzen.
Beispiel: Insulinpräparate wurden bislang aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern und/oder Schweinen gewonnen. Da sie nicht 100%ig wirken muß mit relativ hoher Dosis gearbeitet werden. Erst heute wird mit Hilfe der Gentechnik aus Bakterien reines menschliches Insulin produziert.
Hormone wirken bereits in außerordentlich kleinen Mengen. Dabei werden die Hormone einerseits in spezielle Hormondrüsen, andererseits aber auch nur in einzelnen Zellen beziehungsweise Geweben produziert. Während erstere die Hormone ins Blut abgeben und damit an verschiedenen Stellen im Körper auf unterschiedliche Weise wirken können, wirken die in einzelnen Geweben produzierten Hormone vorwiegend nur in den Zellen in der Umgebung der hormonproduzierenden Zellen, wohin sie durch Diffusion eindringen. Man unterscheidet daher nach ihrer Bildung:
Eine dritte Art von Hormonen sind die Pheromone. Dies sind von Pflanzen produzierte Hormone, kommen aber auch bei Insekten vor. Es sind hormonähnliche Stoffe, die allerdings nicht im eigenen Körper wirken, sondern als Informationsübertragungsmoleküle auf andere Individuen wirken. Besonders bekannt sind die Pheromone der Insekten, die als Sexuallockstoffe wirken.
Drüse | Hormon | Chemische Struktur | Funktion |
Hypophysen-vorderlappen |
Wachstums- hormon | Protein | Steuerung des Körperwachstums |
Steuerungs-hormone | Proteine | Steuerung anderer Hormondrüsen | |
Hypophysen-hinterlappen |
Adiuretin | Peptid | Regelung des Salz- und Wasserhaushalts |
Oxytozin | Peptid | Auslösung von Milchsekretion und wehen | |
Epiphyse | Melatonin | Aminosäure- abkömmling |
Regelung von tagsperiodischen Rhythmen über den Hypothalamus |
Schilddrüse | Thyroxin | Aminosäure- abkömmling |
Steuerung des Körperwachstums, des Stoffwechsels |
Calcitonin | Peptid | Steuerung des Ca2+- Stoffwechsels | |
Nebenschild-drüse | Parathormon | Peptid | Steuerung des Ca2+- und Phosphat- Stoffwechsels |
Pankreas- Inseln a- Zellen b- Zellen |
Insulin | Peptid | Regelung des Blutzuckergehalts |
Glucagon | Peptid | ||
Nebennierenmark | Adrenalin (Noradrenalin) |
Aminosäure- abkömmling |
Regelung des Blutzuckergehalts, Beeinflussung des Aktivitätszustands |
Nebennierenrinde | Mineralo- Corticoide |
Steroide | Regelung des Salzhaushalts |
Gluco- Corticoide | Steroide | Beeinflussung des Blutzuckergehalts und der Immunreaktion | |
Keimdrüsen | Sexual-hormone | Steroide | Bildung von Geschlechtszellen, Ausbildung der Geschlechtsorgane, Sexualverhalten |
Die Hypophysenhormone wirken (von links) auf das Wachstum und die
Milchbildung, auf die Hormonbildung der Keimdrüsen, der Schilddrüse
und der Nebennierenrinde, auf die Kontraktion der Gebärmutter und
den Wasser- und Salzhaushalt.
Gelbe Linie= Nervenbahn aus der Sehrinde des Großhirns, die den
24- Stundenrhythmus der Hypothalamus- und Hypophysenaktivität steuert.
Grüne Zellen= neurosekretorische Zellen des Hypothalamus; die von
ihnen gebildeten Hormone werden in den Hinterlappen der Hypophyse geleitet
und dort ins Blut aufgenommen.
Braune Zellen= weitere neurosekretorische Zellen des Hypothalamus; sie
erzeugen Releasing- Hormone, die im Vorderlappen Hormonbildung auslösen.
Blutgefäße rot und blau