Hormone

Die Hormone als Botenstoffe

Neben dem Nervensystem gibt es im Säugetierkörper und damit beim Menschen ein zweites Informationssystem: das Hormonsystem.

Es steht mit dem Nervensystem in direkter Verbindung, denn die Hauptzentrale und Hauptdrüse des Hormonsystems ist die Hypophyse, welche ein morphologischer Teil des Gehirns ist.

Während aber das Nervensystem in einer ganz spezifischen Weise über Nervenbahnen wirkt, die nur ganz speziellen Körperteilen und Körperfunktionen zugewiesen sind und vor allem über elektrische und elektrochemische Mechanismen abläuft, wirkt das Hormonsystem über chemische Moleküle und allgemein und spezifischen zugleich. Letzteres wird dadurch ermöglicht, daß Hormone als chemische Moleküle ans Blut abgegeben werden und mit dem Blut in den gesamten Körper und in alle Organe kommen. Das gleiche Molekül wirkte aber jetzt auf unterschiedliche Organe unterschiedlich ein, auf Grund der entsprechenden Rezeptormoleküle dieser Organe.

Hormone wirken daher auch nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit (Minuten, Stunden, Tage), während das Nervensystem in der Lage ist sofort Reaktionen hervor zu rufen. Der Überschuß an Hormonen wird fortlaufend in der Leber abgebaut oder durch die Nieren ausgeschieden. Man unterscheidet auf Grund ihres chemischen Baus folgende Hormone:

  1. Peptidhormone
  2. Proteidhormone
  3. aus Aminosäuren (Aminosäureabkömmlingen) gebildete Hormone
  4. Steroidhormone
  5. aus Fettsäuren gebildete Hormone

Hormone sind wirkspezifisch und nicht artspezifisch, das heißt Hormone können artübergreifend wirken, allerdings nur dann, wenn die Zielzellen bei der Fremden Art auch die entsprechenden Rezeptormoleküle besitzen.

Beispiel: Insulinpräparate wurden bislang aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern und/oder Schweinen gewonnen. Da sie nicht 100%ig wirken muß mit relativ hoher Dosis gearbeitet werden. Erst heute wird mit Hilfe der Gentechnik aus Bakterien reines menschliches Insulin produziert.

Hormone wirken bereits in außerordentlich kleinen Mengen. Dabei werden die Hormone einerseits in spezielle Hormondrüsen, andererseits aber auch nur in einzelnen Zellen beziehungsweise Geweben produziert. Während erstere die Hormone ins Blut abgeben und damit an verschiedenen Stellen im Körper auf unterschiedliche Weise wirken können, wirken die in einzelnen Geweben produzierten Hormone vorwiegend nur in den Zellen in der Umgebung der hormonproduzierenden Zellen, wohin sie durch Diffusion eindringen. Man unterscheidet daher nach ihrer Bildung:

  1. Drüsenhormone und
  2. Gewebshormone

Eine dritte Art von Hormonen sind die Pheromone. Dies sind von Pflanzen produzierte Hormone, kommen aber auch bei Insekten vor. Es sind hormonähnliche Stoffe, die allerdings nicht im eigenen Körper wirken, sondern als Informationsübertragungsmoleküle auf andere Individuen wirken. Besonders bekannt sind die Pheromone der Insekten, die als Sexuallockstoffe wirken.

Drüse Hormon Chemische Struktur Funktion

Hypophysen-vorderlappen

Wachstums- hormon Protein Steuerung des Körperwachstums
Steuerungs-hormone Proteine Steuerung anderer Hormondrüsen

Hypophysen-hinterlappen

Adiuretin Peptid Regelung des Salz- und Wasserhaushalts
Oxytozin Peptid Auslösung von Milchsekretion und wehen
Epiphyse Melatonin Aminosäure-
abkömmling
Regelung von tagsperiodischen Rhythmen über den Hypothalamus
Schilddrüse Thyroxin Aminosäure-
abkömmling
Steuerung des Körperwachstums, des Stoffwechsels
Calcitonin Peptid Steuerung des Ca2+- Stoffwechsels
Nebenschild-drüse Parathormon Peptid Steuerung des Ca2+- und Phosphat- Stoffwechsels
Pankreas- Inseln
a- Zellen
b- Zellen
Insulin Peptid Regelung des Blutzuckergehalts
Glucagon Peptid
Nebennierenmark Adrenalin
(Noradrenalin)
Aminosäure-
abkömmling
Regelung des Blutzuckergehalts, Beeinflussung des Aktivitätszustands
Nebennierenrinde Mineralo-
Corticoide
Steroide Regelung des Salzhaushalts
Gluco- Corticoide Steroide Beeinflussung des Blutzuckergehalts und der Immunreaktion
Keimdrüsen Sexual-hormone Steroide Bildung von Geschlechtszellen, Ausbildung der Geschlechtsorgane, Sexualverhalten


Die Hypophyse

Bild: Die Hypophyse

Die Hypophysenhormone wirken (von links) auf das Wachstum und die Milchbildung, auf die Hormonbildung der Keimdrüsen, der Schilddrüse und der Nebennierenrinde, auf die Kontraktion der Gebärmutter und den Wasser- und Salzhaushalt.
Gelbe Linie= Nervenbahn aus der Sehrinde des Großhirns, die den 24- Stundenrhythmus der Hypothalamus- und Hypophysenaktivität steuert.
Grüne Zellen= neurosekretorische Zellen des Hypothalamus; die von ihnen gebildeten Hormone werden in den Hinterlappen der Hypophyse geleitet und dort ins Blut aufgenommen.
Braune Zellen= weitere neurosekretorische Zellen des Hypothalamus; sie erzeugen Releasing- Hormone, die im Vorderlappen Hormonbildung auslösen.
Blutgefäße rot und blau